50 Fragen an Prof. em. Dr. Dieter Lorenz - OFFICE ROXX

2023-03-23 16:45:24 By : Mr. Sam Zheng

Robert Nehring hat nicht viel von Mar­cel Proust gele­sen, stellt aber eben­falls gern vie­le Fra­gen. Inter­es­san­ten Per­sön­lich­kei­ten aus dem Büro­um­feld schickt er auch mal einen Fra­ge­bo­gen. Dies­mal ant­wor­te­te Pro­fes­sor Die­ter Lorenz , Eme­ri­tus der TH Mit­tel­hes­sen und renom­mier­ter Arbeitsplatzexperte.

Prof. em. Dr. Die­ter Lorenz. Abbil­dung: Die­ter Lorenz

Ich habe ein eige­nes Büro bei mir zu Hau­se (cir­ca 14 m2) und arbei­te an einer Bench, die nach mei­nen Anga­ben von der Schrei­ne­rei Schnurr in Mer­din­gen von Wand zu Wand ein­ge­baut wur­de. Bei seit­li­chem Licht­ein­fall arbei­te ich wand­ori­en­tiert. Die Docking-Sta­ti­on für mein Note­book (Fuji­tsu Life Book) ist in der drit­ten Ebe­ne unter­ge­bracht. Mein Bild­schirm (Fuji­tsu) steht in kor­rek­tem Seh­ab­stand und rich­ti­ger Höhe. Ich sit­ze auf einem Büro­dreh­stuhl (Sedus). Ergänzt wird die Aus­stat­tung durch ein HP-Mul­ti­funk­ti­ons­ge­rät. Zusätz­lich besteht die Mög­lich­keit, an einem Steh­tisch zu arbeiten.

Ich bera­te Unter­neh­men bei der Ein­füh­rung neu­er Büro­for­men (New Work) und füh­re ein mehr­jäh­ri­ges Pro­jekt zur Akzep­tanz non-ter­ri­to­ria­len Büro­for­men (Mul­tis­pace) bei Nut­zern mit lang­jäh­ri­gen Ein­zel­bü­ro-Erfah­run­gen durch. Seit meh­re­ren Jah­ren neh­me ich die Prü­fun­gen für Qua­li­ty Office Con­sul­tants ab, bin Ehren­mit­glied im Deut­schen Netz­werk Büro sowie Ehren­mit­glied der DNA-Aka­de­mie. Hier arbei­te ich mit unter­schied­li­chen Exper­ten rund um das The­ma Büro zusam­men. Wir ent­wi­ckeln neue, nach­hal­ti­ge, nut­zer­ori­en­tier­te Büroformen.

Ein wesent­li­cher Bestand­teil mei­nes Lean-Office-Kon­zep­tes war und ist die Pla­nung und Gestal­tung rever­si­bler Büros, also ein Büro­haus so zu pla­nen, dass alle gän­gi­gen Büro­for­men (Ein­zel-, Kom­bi-, Grup­pen-, Groß­raum-Büro und Mul­tis­pace) dar­in pro­blem­los umge­setzt wer­den kön­nen. Die­ser damals neue Ansatz hat sich zwi­schen­zeit­lich zu einem Stan­dard ent­wi­ckelt. Neben dem rever­si­blen Büro gehört dazu eben­so eine par­ti­zi­pa­ti­ve Büro­pla­nung und deren leicht an die Bedürf­nis­se der jewei­li­gen Abtei­lung und Nut­zer anpass­ba­re Bürogestaltung.

Übri­gens: Als ich damals ankün­dig­te, die Wei­ter­ent­wick­lung des Lean-Office müs­se auch eine Nut­zung der Büro­im­mo­bi­lie als Wohn­raum mit ein­fa­chen Mit­teln zulas­sen, wur­de ich belä­chelt. Das sei doch völ­lig unwirt­schaft­lich und nie­mand bräuch­te eine sol­che Immo­bi­lie. Ich den­ke, heu­te wäre man froh über sol­che Büro­im­mo­bi­li­en, die auch nach ihrer Nut­zung als Büro­haus mit ein­fa­chen Anpas­sungs­maß­nah­men in eine Wohn­im­mo­bi­lie umge­baut wer­den könnten.

Gera­de bera­te ich ein Unter­neh­men, das mei­nen Lean-Office-Ansatz vor 25 Jah­ren abge­lehnt hat mit dem Argu­ment, ein rever­si­bles Büro benö­ti­ge höhe­re Raum­hö­hen als ein Zel­len­bü­ro und damit könn­te der Neu­bau nur sechs Stock­wer­ke auf­wei­sen. Das Zel­len­bü­ro konn­te jedoch mit sie­ben Stock­wer­ken gebaut wer­den, um unter der Hoch­haus­gren­ze zu blei­ben; sei also deut­lich wirt­schaft­li­cher. Genau die­ses Gebäu­de berei­tet dem Unter­neh­men jetzt größ­te Pro­ble­me bei der Umstel­lung auf einen non-ter­ri­to­ria­len Mul­tis­pace. Wer weiß schon, wel­che Büro­form in zehn Jah­ren benö­tigt wird? Hier ist Fle­xi­bi­li­tät auch im Sin­ne von Nach­hal­tig­keit gebo­ten. Mul­ti­funk­tio­na­le Immo­bi­li­en sind nach­hal­tig. Ich stel­le mir eine Immo­bi­lie vor, die unter der Woche oder an drei Tagen ein Büro­haus dar­stellt, aber auch Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten für Mit­ar­bei­ten­de bie­tet, die weit ent­fernt in ihrem Home­of­fice arbei­ten und nur an weni­gen Tagen am Stand­ort des Unter­neh­mens arbei­ten. Auch eine wei­te­re Nut­zung, etwa für kul­tu­rel­le Ange­bo­te, kann ich mir vorstellen.

Zusam­men mit den Exper­ten der DNA-Aka­de­mie ent­wi­ckeln wir das Kon­zept gera­de wei­ter. Dabei geht es um höhe­re Nut­zungs­in­ten­si­tä­ten und weni­ger Leer­stand. Die DNA-Aka­de­mie wird hier­zu dem­nächst eine Ver­öf­fent­li­chung vorstellen.

Die Tätig­kei­ten im Büro sind zu unter­schied­lich, dass ein gene­rel­les Recht auf Home­of­fice sinn­voll wäre. Auch wenn mir bewusst ist, dass das Arbei­ten im Home­of­fice ein fes­ter Bestand­teil der künf­ti­gen Arbeits­welt sein wird, plä­die­re ich aus meh­re­ren Grün­den dafür, dass die Mit­ar­bei­ten­den eines Unter­neh­mens min­des­tens an zwei, drei Tagen pro Woche im Büro sein soll­ten. Vor­zugs­wei­se ent­ste­hen Inno­va­tio­nen im direk­ten Aus­tausch mit Kol­le­gen und/oder es kön­nen Pro­ble­me und Stö­run­gen in den Arbeits­pro­zes­sen rasch gelöst wer­den. Das sozia­le Mit­ein­an­der im Büro gibt die Chan­ce, Beschäf­tig­te eher an ein Unter­neh­men zu bin­den, als die räum­li­che Distanz im Dau­er-Home­of­fice. Ver­ein­sa­mung von Sin­gles sowie Stress im Home­of­fice bil­den ein wei­te­res Pro­blem. Als Arbeits­wis­sen­schaft­ler sehe ich die größ­te Her­aus­for­de­rung dar­in, für gute Arbeits­be­din­gun­gen im Home­of­fice zu sor­gen. Wäh­rend wir zwi­schen­zeit­lich in den meis­ten Unter­neh­men sehr gute Aus­stat­tun­gen an Sitz-Steh-Arbeits­plät­zen mit ergo­no­mi­schen Büro­dreh­stüh­len, rich­ti­ger Anord­nung von Arbeits­tisch und Bild­schirm, also gute ergo­no­mi­sche Bedin­gun­gen vor­fin­den, ist das zu Hau­se eher der Aus­nah­me­fall. Arbei­ten am Küchen- oder Wohn­zim­mer­tisch mit nicht ein­stell­ba­ren Stüh­len aus­schließ­lich am Lap­top ggf. mit Direkt- und Reflex­blen­dun­gen dür­fen nicht sein. Lei­der scheu­en sich vie­le Unter­neh­men davor, die gesetz­lich vor­ge­schrie­be­ne Gefähr­dungs­ana­ly­se im Home­of­fice durch­zu­füh­ren. Und die Selbst­ver­ant­wor­tung der Mit­ar­bei­ten­den ist trotz viel­fäl­ti­ger Infor­ma­ti­ons­mög­lich­kei­ten zu ergo­no­misch guten Arbeits­be­din­gun­gen oft noch nicht genug ausgeprägt.

Die akus­ti­schen Stö­run­gen in offe­nen Büros sind bekannt. Das Home­of­fice kann hier ein stö­rungs­frei­es Arbei­ten wie im Ein­zel­bü­ro anbie­ten; vor­aus­ge­setzt, die räum­li­chen und fami­liä­ren Ver­hält­nis­se las­sen dies zu. In letz­ter Kon­se­quenz könn­te das bedeu­ten, dass die Mit­ar­bei­ten­den aus­schließ­lich zu Bespre­chun­gen und Team­ar­beit ins Büro kom­men und die sich dar­aus ablei­ten­den Ein­zel­ar­bei­ten im Home­of­fice aus­füh­ren. Dann wer­den non-ter­ri­to­ria­le Büros aber nicht mehr nach einer Sharing-Quo­te, son­dern der maxi­ma­len Anwe­sen­heit der Mit­ar­bei­ten­den zu pla­nen sein.

Eini­ges dazu habe ich bereits aus­ge­führt. Wäh­rend immer wie­der zu hören ist, dass die neu­en non-ter­ri­to­ria­len Büro­for­men mehr Flä­che benö­ti­gen als die bis­he­ri­gen Büros und dies zu einer Kom­pen­sa­ti­on der Büro­flä­chen­re­duk­ti­on führt, sehe ich das anders. Gute Mit­ar­bei­ten­de las­sen sich nur bei hoher Fle­xi­bi­li­tät von Arbeits­zeit und Arbeits­ort gewin­nen und hal­ten. Vie­le Unter­neh­men pla­nen des­halb nicht mehr mit Sharing-Quo­ten von 0,7, son­dern von weni­ger als 0,5 – und das funk­tio­niert der­zeit. Auf­grund der lang­fris­ti­gen Miet­ver­trä­ge ist die Flä­chen­re­duk­ti­on am Markt noch nicht unmit­tel­bar zu erken­nen. Umso wich­ti­ger ist es, mul­ti­funk­tio­na­le Büro­im­mo­bi­li­en zu haben (s. o.). Um die Mit­ar­bei­ten­den zur not­wen­di­gen Zusam­men­ar­beit (s. o.) wie­der ins Büro zu bekom­men, bedarf es inno­va­ti­ver und krea­ti­ver Büro­lö­sun­gen. Das Büro des Unter­neh­mens muss buch­stäb­lich anzie­hend sein. Der Mehr­wert der unmit­tel­ba­ren ana­lo­gen Zusam­men­ar­beit im Cor­po­ra­te Office muss für die Mit­ar­bei­ten­den erkenn- und erleb­bar sein. So wird ein Mit­ar­bei­ten­der, des­sen Home­of­fice vie­le Kilo­me­ter ent­fernt vom Stand­ort des Unter­neh­mens ist, viel­leicht ger­ne ins Büro­haus kom­men, wenn er dort auch pro­blem­los und kos­ten­güns­tig über­nach­ten sowie ande­re Annehm­lich­kei­ten nut­zen kann. Hier ste­hen wir erst ganz am Anfang der mög­li­chen Lösun­gen (s. o.).

Lei­der hat die Bedeu­tung des Fachs Arbeits­wis­sen­schaft an den Hoch­schu­len abge­nom­men. Immer wie­der wer­den die frei wer­den­den Stel­len mit anders Qua­li­fi­zier­ten besetzt; so auch in mei­nem Fall. Die Grün­de dafür sind viel­fäl­tig. Aber gera­de in die­ser Zeit, in der zum Bei­spiel Archi­tek­ten die Abschaf­fung von Arbeits­stät­ten­re­geln und gesi­cher­ten arbeits­wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen for­dern, weil die­se angeb­lich nicht mehr zeit­ge­mäß sei­en, soll­te dem eine star­ke anwen­dungs­ori­en­tier­te arbeits­wis­sen­schaft­li­che For­schung Paro­li bie­ten kön­nen. Aus mei­ner Sicht küm­mern sich zu weni­ge Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren in Wis­sen­schaft und Pra­xis um das The­ma Büro. Arbeits­wis­sen­schaft­li­che Büro­pla­nung und -gestal­tung kommt mei­nes Wis­sens in der Aus­bil­dung von Archi­tek­ten gar nicht oder nur sehr am Ran­de vor.

Ich war über 27 Jah­re in der Leh­re tätig und habe damit auch den Wan­del der Stu­die­ren­den erlebt. Wobei ich dazu selbst­kri­tisch anmer­ken möch­te, dass die Stu­die­ren­den immer etwa gleich alt geblie­ben sind, ich aber nicht. Die Dau­er­nut­zung von Smart­pho­nes und Lap­tops erfolgt weit­ge­hend ohne kri­ti­sche Refle­xi­on. Die Stu­die­ren­den sind jung und kön­nen sich gesund­heit­li­che Schä­den auf­grund der fal­schen Anwen­dung die­ser Gerä­te gar nicht vor­stel­len. Die Fol­gen wer­den wir in vie­len Jah­ren sehen. Haben zu Beginn mei­ner Lehr­tä­tig­keit in mei­ner Wahr­neh­mung die Stu­die­ren­den eher an den Lip­pen der Leh­ren­den gehan­gen – vor allem dann, wenn die­se das Prin­zip des „Edu­tain­ments“ ange­wandt haben –, macht sich gera­de beim The­ma Arbeits­wis­sen­schaft – nicht nur bei Stu­die­ren­den – die Ein­stel­lung breit, das Netz wis­se ohne­hin alle Ant­wor­ten hier­zu. Wozu also auf Vor­rat ler­nen. Bleibt nur zu hof­fen, dass dann auch ver­läss­li­che und gesi­cher­te Infor­ma­tio­nen im Netz gefun­den wer­den, wenn die­se benö­tigt wer­den. Die ver­än­der­te Leh­re mit zuneh­men­der Pro­jekt­ar­beit und Selbst­lern­pha­sen im Bache­lor und Mas­ter hat den ver­än­der­ten Erwar­tun­gen der Stu­die­ren­den an ein Stu­di­um längst Rech­nung getragen.

Ich habe mich immer für hohe Qua­li­täts­stan­dards in der Büro­be­ra­tung ein­ge­setzt. Aus die­sem Grund habe ich auch das dua­le Stu­di­um „Office-Con­sul­ting“ bei Stu­di­um Plus an der TH Mit­tel­hes­sen ins Leben geru­fen. Lei­der muss­te der Stu­di­en­gang man­gels Nach­fra­ge aus der Bran­che nach dem zwei­ten Jahr­gang wie­der ein­ge­stellt wer­den. Mit Freu­de habe ich die Akti­vi­tä­ten von Qua­li­ty Office wahr­ge­nom­men und mich dort auch enga­giert. Hof­fent­lich wird sich in der Bran­che die Ein­sicht durch­set­zen, dass man gute Pro­duk­te nur mit guter Bera­tung ver­kau­fen kann, und die endet nicht bei der Pro­dukt­be­ra­tung, son­dern ist um die ganz­heit­li­che Bera­tung zu Gestal­tung und Betrieb von Büro­flä­chen unbe­dingt zu ergän­zen. Wenn es schon immer weni­ger Lehr­stüh­le gibt, die sich um das The­ma Büro küm­mern, so muss die­ses Wis­sen in der Pra­xis ange­kom­men sein und von den Qua­li­ty-Office-Bera­tern umge­setzt wer­den. Das Qua­li­täts­sie­gel „Qua­li­ty Office Con­sul­tant“ zeigt den Kun­den, dass es hier um ganz­heit­li­che Bera­tung geht und nicht nur um das Ver­kau­fen von Möbeln. Für der­ar­ti­ge Qua­li­tät wird der Kun­de auch bereit sein, Pla­nun­gen ent­spre­chend mone­tär zu vergüten.

Das kann ich nicht in letz­ter Kon­se­quenz beant­wor­ten. Aber ich ver­mu­te, dass vie­le klei­ne­re Fach­händ­ler ihr Unter­neh­men nicht wer­den wei­ter­be­trei­ben kön­nen, weil sie nicht recht­zei­tig erkannt haben, dass der Ver­trieb von Möbeln zweit­ran­gig gewor­den ist und vor allem auch, weil es an qua­li­fi­zier­tem Nach­wuchs fehlt. Den hat man ja auch nicht sys­te­ma­tisch her­an­ge­zo­gen (etwa als Qua­li­ty Office Con­sul­tant) oder gar durch ein spe­zi­fi­sches Stu­di­um (das schmerzt mich noch immer) qualifiziert.

Gern habe ich mit der Aus­sa­ge pro­vo­ziert, dass ein Unter­neh­men kei­nen Schreib­tisch und kei­nen Akten­schrank will, son­dern Unter­stüt­zung dabei, erfolg­reich zu sein. Hier soll­te Bera­tung anset­zen. Nun kann ein Büro­ein­rich­tungs­be­ra­ter kein Kon­kur­rent zu den gro­ßen Orga­ni­sa­ti­ons­be­ra­tern sein. Er kann aber dem Unter­neh­mer zur Sei­te ste­hen, wenn es dar­um geht, die Pro­zes­se opti­mal im Unter­neh­men abzu­bil­den und dabei Effek­ti­vi­tät und Effi­zi­enz zu stei­gern sowie die Aspek­te des Arbeits- und Gesund­heits­schut­zes zu berück­sich­ti­gen. Qua­li­ty Office hat hier­zu meh­re­re Wis­sens­schwer­punk­te defi­niert, in denen die Bera­ter aktiv wer­den kön­nen. Am Ende einer guten Bera­tung wird der Unter­neh­mer erken­nen, dass er für die Opti­mie­rung sei­ner Arbeits­pro­zes­se, För­de­rung von Krea­ti­vi­tät und Inno­va­ti­on sowie für die Gesund­erhal­tung sei­ner Mit­ar­bei­ten­den dann doch auch geprüf­te Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de benötigt.

Es ist mir bewusst, dass es wenig wirt­schaft­lich ist, Mit­ar­bei­ten­den per­sön­lich zuge­ord­ne­te Arbeits­plät­ze und damit auch Flä­che zur Ver­fü­gung zu stel­len, wenn die­se durch mobi­les Arbei­ten nicht stän­dig genutzt wer­den. Das ver­ste­hen auch die Mit­ar­bei­ten­den. Dies ist die eine Sei­te der Medail­le. Ande­rer­seits erle­be ich seit Jah­ren eine gro­ße Indi­vi­dua­li­sie­rung unse­rer Gesell­schaft und den star­ken Wunsch der Mit­ar­bei­ten­den, trotz New Work einen eige­nen Arbeits­platz zu haben. In dem von Ihnen ange­spro­che­nen Sam­mel­band habe ich ver­sucht, einen Lösungs­an­satz zu skiz­zie­ren (Nach­le­sen emp­foh­len). Ich ste­he noch heu­te dazu und habe die­se mei­ne Posi­ti­on zum Anlass genom­men, mit den Exper­ten der DNA-Aka­de­mie an hier­für geeig­ne­ten Raum- und Möbel­kon­zep­ten zu arbeiten.

Ter­ri­to­ri­al­ver­hal­ten ist mei­nes Wis­sens kein Ur-, aber ein Kul­tur­be­dürf­nis, das durch­aus über­formt wer­den kann. In vie­len Fäl­len dient es auch der Gewähr­leis­tung einer von allen Betei­lig­ten akzep­tier­ten Ord­nung. Zuguns­ten des redu­zier­ten Flä­chen­ver­brauchs und der inten­si­ven Nut­zung der Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de wird zwar gegen das Kul­tur­be­dürf­nis der Ter­ri­to­ria­li­tät ver­sto­ßen. Oft wird das aber durch einen Deal attrak­tiv gemacht: Hier hast du Home­of­fice, dafür gibst du aber den dir per­sön­lich zuge­ord­ne­ten Arbeits­platz für Desk-Sharing auf. Soll­te das Büro zukünf­tig nur noch für Bespre­chun­gen und Team­ar­beit genutzt wer­den, hat der per­sön­lich zuge­wie­se­ne Arbeits­platz ohne­hin kei­ne Bedeu­tung mehr.

Das Arbei­ten in offe­nen Büros erfor­dert gegen­sei­ti­ge Rück­sicht­nah­me. Gera­de das gespro­che­ne Wort stört bei kon­zen­trier­ter Arbeit. Soll die Kom­mu­ni­ka­ti­on im Open Space jedoch gezielt geför­dert wer­den, braucht es Rück­zugs­räu­me für ver­trau­li­che Tele­fo­na­te und kon­zen­trier­te Arbeit. Das muss aber nicht unbe­dingt ein Cube sein. Offe­ne Räu­me, in denen Kom­mu­ni­ka­ti­on jeder Art unter­las­sen wird, wie man sie von Biblio­the­ken kennt, bie­ten eine eben­so gute Lösung. In jedem Fall muss man sei­nen der­zei­ti­gen Arbeits­platz ver­las­sen und mit Lap­top etc. zum Cube oder Ruhe­be­reich wech­seln. Ein not­wen­di­ger Auf­wand, der sei­tens der Mit­ar­bei­ten­den oft kri­ti­siert wird. Im Zel­len-/Kom­bi­bü­ro braucht man nur die Tür zu schlie­ßen und kann unge­stört tele­fo­nie­ren oder kon­zen­triert arbeiten.

Auch wenn die ange­spro­che­nen Geset­ze und Regel­wer­ke eher als ver­staubt wahr­ge­nom­men wer­den, so haben sie für mich eine immer grö­ße­re Bedeu­tung für die Gesund­erhal­tung der Mit­ar­bei­ten­den. Dau­er­ar­beit am Lap­top ist nicht ohne Grund ver­bo­ten. Es ist eine Zwangs­hal­tung mit allen nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf unse­ren Seh- und Stütz­ap­pa­rat. Lei­der wir­ken sich die Fol­gen die­ser Zwangs­hal­tung oft erst Jah­re spä­ter aus und wer­den damit spon­tan nicht erkannt.

Hier kann ich direkt an mei­ne vori­ge Ant­wort anschlie­ßen. Unter Ergo­no­mie ver­steht man die Anpas­sung der Arbeit und Arbeits­mit­tel an den Men­schen. Damit wird Ergo­no­mie immer wich­tig blei­ben. Arbei­ten mit dem Lap­top ist die Per­ver­si­on der Ergo­no­mie. Hier passt sich der Mensch an das Arbeits­mit­tel an.

Ver­mut­lich stief­müt­ter­lich behan­delt, weil das rei­ne Wis­sen um Pro­duk­te nicht aus­rei­chend ist für einen Büro­be­ra­ter. Bei den Prü­fun­gen der Qua­li­ty-Office-Bera­ter wird der phy­si­ka­li­schen Arbeits­um­ge­bung nicht ohne Grund ein hoher Stel­len­wert bei­gemes­sen. Da es sich hier­bei nicht um „Soft­fak­to­ren“, son­dern um sogar ein­fach mess­ba­re phy­si­ka­li­sche Grö­ßen han­delt, kann deren Ein­fluss auf den arbei­ten­den Men­schen, des­sen Leis­tung, Gesund­heit und Wohl­be­fin­den, wis­sen­schaft­lich sehr gut nach­ge­wie­sen wer­den. Ihre rich­ti­ge Gestal­tung gehört zum Wis­sens-Port­fo­lio eines guten Büro­be­ra­ters, der sich durch­aus auch der Unter­stüt­zung durch Fach­pla­ner bedie­nen darf und sollte.

Das Büro hat kei­nen Selbst­zweck, son­dern dient der Unter­stüt­zung der Mit­ar­bei­ten­den bei der Aus­füh­rung ihrer Arbei­ten und deren Gesund­erhal­tung. Wer­den die Mit­ar­bei­ten­den zukünf­tig nur noch zu Bespre­chun­gen, Pro­jekt- und Team­ar­beit, also zu Zwe­cken der direk­ten Kom­mu­ni­ka­ti­on ins Büro kom­men, wer­den Büros eher einer Kon­fe­renz­e­ta­ge mit vie­len spe­zi­fi­schen Raum­for­men unter­schied­li­cher Aus­stat­tung glei­chen. Die Ver­brei­tung moder­ner IT-Lösun­gen (etwa Vir­tu­el­le Rea­li­tät, Aug­men­ted Rea­li­ty, Holo­gra­fie) wird mei­nes Erach­tens zuneh­men, aber nur dort nach­hal­tig Ein­satz fin­den, wo die Vor­tei­le der Nut­zung deut­lich gegen­über ande­ren Bear­bei­tungs­for­men über­wie­gen. Ergo­no­misch rich­ti­ges Arbei­ten im Home­of­fice und in wohn­ort­na­hen Cowor­king Spaces ergän­zen dann den Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ort „Büro“. Ich wür­de mir wün­schen, dass der per­sön­li­che, unmit­tel­ba­re Kon­takt und Aus­tausch zwi­schen den Mit­ar­bei­ten­den erhal­ten bleibt. Wir Men­schen sind sozia­le Wesen und brau­chen die Inter­ak­ti­on; auch um inno­va­ti­ve Lösun­gen für Unter­neh­men zu fin­den. Aber das sagt der alte wei­ße Mann! Es ist die Auf­ga­be der aktu­el­len Genera­ti­on, das für sie pas­sen­de Set­ting zu finden.

Das Ein­zel­bü­ro hat noch immer sei­ne Vor­tei­le für kon­zen­trier­te Ein­zel­ar­beit. Die Cubes im Mul­tis­pace bil­den die­se aktu­ell in ande­rer Form ab. Die Zei­ten der per­sön­li­chen Zuord­nung und indi­vi­du­el­len Aus­ge­stal­tung mit Pflan­zen, Bil­dern etc. sind im Zusam­men­hang mit Home­of­fice vor­bei. Eine non-ter­ri­to­ria­le Nut­zung des Ein­zel­bü­ros in Form einer Kom­bi­bü­ro-Zel­le könn­te ich mir auch zukünf­tig gut vor­stel­len (sie­he Fra­ge 25).

Eine gute Alter­na­ti­ve. Hilft gegen die Ein­sam­keit im Homeoffice.

Der Begriff New Work, wie ihn Berg­mann ein­ge­führt hat, wird mei­nes Erach­tens häu­fig redu­ziert auf die Sinn­haf­tig­keit des „was ich wirk­lich, wirk­lich will“ mit star­ker Beto­nung auf „ich“. Ich befürch­te, dass die­ser Satz zu häu­fig in Rich­tung auf Befrie­di­gung indi­vi­du­el­ler Bedürf­nis­se und Eigen­in­ter­es­sen inter­pre­tiert wird. Das greift zu kurz und kann sich auch sehr nega­tiv auf die Errei­chung der Unter­neh­mens­zie­le aus­wir­ken. Dabei gibt es bei Berg­mann sehr wohl die Ein­bet­tung in den sozia­len Kon­text mit den ande­ren Aspek­ten wie Frei­heit im Sin­ne von Angst­frei­heit, Selbst­ver­ant­wor­tung, Entwicklung/Empowerment und sozia­le Verantwortung/Nachhaltigkeit.

Auf der ande­ren Sei­te sehe ich aber auch, dass ande­re Arbeits­for­men und/oder Büro­ein­rich­tun­gen allein noch kein New Work aus­ma­chen, wenn die Wert­schät­zung für die Tätig­keit der Mit­ar­bei­ten­den fehlt oder eine Füh­rungs­kul­tur des letz­ten Jahr­hun­derts (par ord­re du muf­ti, Heli­ko­pter-Füh­rung) prak­ti­ziert wird. Eben­so bedenk­lich sind die Ego­is­men sei­tens der Beschäf­tig­ten zu sehen, die den Ansatz von New Work per­ver­tie­ren. Wenn also Berg­mann voll­um­fäng­lich bei sei­nen Wor­ten genom­men wird, kann ich New Work auch aus arbeits­wis­sen­schaft­li­cher Sicht begrüßen.

.. sich dar­an zu erin­nern, wie unser hoher Lebens­stan­dard ent­stan­den ist. Näm­lich durch inten­si­ve Arbeit der Genera­tio­nen vor ihnen. Die Baby­boo­mer waren immer vie­le. Sie muss­ten sich durch­set­zen, Her­aus­ra­gen­des leis­ten, um wahr­ge­nom­men zu wer­den. Es war nicht selbst­ver­ständ­lich, einen pas­sen­den Arbeits­platz zu bekom­men und zu hal­ten. Heu­te hat sich das umge­kehrt. Die Unter­neh­men müs­sen um qua­li­fi­zier­te Mit­ar­bei­ten­de wer­ben und nicht weni­ge schei­nen zu glau­ben, sich des­halb viel her­aus­neh­men zu dür­fen. Wir ste­hen aber im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb. Die Län­der, in denen die jun­gen Men­schen sich den beruf­li­chen Her­aus­for­de­run­gen voll­um­fäng­lich stel­len, sind unse­re Mit­be­wer­ber, nicht der Mit­be­wer­ber um einen Arbeits­platz in Deutsch­land. Ger­ne zitie­re ich in die­sem Kon­text mei­nen ehe­ma­li­gen Fraun­ho­fer-Chef Prof. Bul­lin­ger mit sei­ner prä­zi­sen schwä­bi­schen Beschrei­bung: „Schaf­fe is e Gschäft!“ Auch der ehe­ma­li­ge Bun­des­prä­si­dent Köh­ler brach­te es für mich gut auf den Punkt, indem er sinn­ge­mäß sag­te: „Wir dür­fen um so viel teu­rer sein, wie wir bes­ser sind als der Rest der Welt.“ Wenn wir auf­hö­ren, bes­ser zu sein, ver­lie­ren wir an Wohl­stand. Und auch ein umfäng­li­ches Erbe ist irgend­wann aufgebraucht.

Die Tas­se für Kaf­fee oder Tee, ein Stift und ein Blatt Papier.

Es ist mir bewusst, dass ich mit mei­nem Kampf für das Kom­bi­bü­ro in der Bran­che als Außen­sei­ter ange­se­hen wer­de. Der an der Fas­sa­de ori­en­tier­te Arbeits­raum bie­tet das Ambi­en­te für kon­zen­trier­tes Arbei­ten und Infor­ma­ti­ons­aus­tausch mit einer wei­te­ren Per­son. Wozu also Cubes im Raum auf­stel­len? Die Kom­bi-Zel­le muss ja nicht ter­ri­to­ri­al zuge­ord­net sein. Der Land­wirt­schaft­li­che Ver­si­che­rungs­ver­ein war mei­nes Wis­sens einer der ers­ten, der Desk-Sharing in Zel­len­bü­ros ein­ge­führt hat. Im Gegen­satz zu Zel­len­bü­ros bleibt der Nut­zer der Kom­bi­bü­ro­zel­le akus­tisch (geöff­ne­te Tür) und visu­ell dank Ver­gla­sung mit dem Team ver­bun­den. Auf­ste­hen und im All­raum Team- und Pro­jekt­ar­beit aus­füh­ren. Jeder­zeit ist wie­der Rück­zug in die Kom­bi-Zel­le möglich.

Ich habe in den bis­he­ri­gen Ant­wor­ten schon viel dazu gesagt. Es bleibt spannend!

Der Gedan­ken­aus­tausch mit mei­ner Frau, die als Psy­cho­lo­gin seit über fünf­und­zwan­zig Jah­ren in Pro­jek­ten mit mir zusam­men­ar­bei­tet und mit der ich treff­lich über alle The­men der Büro­ar­beit dis­ku­tie­ren kann. Gera­de die Sicht­wei­se unter­schied­li­cher Dis­zi­pli­nen inspi­riert mich als Ingenieur.

Bei der erfolg­rei­chen Umset­zung der Bild­schirm­ar­beits­ver­ord­nung in die Unter­neh­men mit­ge­wirkt zu haben.

Der Rück­bau eines von mir initi­ier­ten Kom­bi-Büros in einen Open Space nach nur drei Jah­ren Betrieb, weil man da viel mehr Mit­ar­bei­ten­de unter­brin­gen konnte.

Ja, mor­gens die Badi­sche Zeitung.

Die Mon­ar­chie abschaffen.

Genau da, wo ich lebe. Es ist mei­ne Wahlheimat.

Voll­bad mit einem Glas Rot­wein (wenn es die Solar­ther­mie auf dem Dach zulässt ;-)).

Kon­sens­ori­en­tiert, aus­glei­chend, begeis­te­rungs­fä­hig, durchsetzungsstark.

Märk­lin Eisen­bahn, Fahr­rad­fah­ren, Reisen.

Schwei­zer Mes­ser, Feu­er­zeug, das Bild mei­ner Frau von Tho­mas Kitzinger.

Tho­mas Kit­zin­ger, Freiburg.

Raum­schiff Enter­pri­se und Star Wars.

Ist eine Sache noch so schlecht, so hat sie doch ihre guten Seiten.

„Give Qua­li­ty to life not only days.”

Fuß­ball hat mich noch nie inter­es­siert. Den­noch schaue ich mir schon mal gele­gent­lich Län­der­spie­le der deut­schen Natio­nal­mann­schaft an.

Ger­ne auch mal ein Bier­chen, aber nicht ohne Grund ist mei­ne Wahl­hei­mat in einer Weingegend!

Bei­des, sofern kul­tu­rel­les Ange­bot in der Nähe.

Digi­tal (Smart Watch) mit ana­lo­gem Ziffernblatt.

Abbil­dung: Die­ter Lorenz

Chefredakteur OFFICE ROXX Dr. Robert Nehring.E-Mail: RN@OFFICE-ROXX.DE

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