Ausstellung „Sitz richtig!?“: Der Stuhl als Haltung, Kunstform und Gesundheitsrisiko - Nordstadtblogger

2023-03-23 16:52:17 By : Mr. Garfield Zhao

Sitzen ist bequem, Sitzen ist ungesund, Sitzen ist Luxus – Sitzen, das ist gar nicht so einfach. Und obwohl wir bis zu 70 Prozent unseres Lebens im Sitzen verbringen, fragen wir selten wie und worauf? Die Ausstellung „Sitz richtig?!“ im Baukunstarchiv hilft weiter.

„Sitzen, das ist komplexer, als wir glauben“, findet Dr. Thomas Schriefers. Sitzen, das ist sein Fachgebiet. Für den Deutschen Werkbund hat er im Baukunstarchiv NRW eine Ausstellung rund um das Thema Stühle konzipiert. Es geht um Materialien, Formen, aber auch um die Haltung im mehrfachen Sinne.

„Stühle haben doch auch irgendwie eine Persönlichkeit“, findet Schriefers und sie prägen unsere. Hier der Thron, dort der Schemel – hier der Chefssessel, dort der unbequeme Stuhl für die Bewerber:innen.

Stühle können ein Machtgefälle verkörpern, Stühle sind Moden unterworfen und das Sitzen und die Sitzgelegenheiten unterscheiden sich auf den Kontinenten.

„Sitzen“, so Schriefers „das war zum Beispiel lange auch ein Privileg der Reichen.“ Erst seit dem zweiten Weltkrieg gibt es Stühle für alle, wurden Stühle aufgrund der Entwicklung neuer Werkstoffe und Produktionsverfahren auch zur Massenware.

Kaum ein Stuhl ist heute noch so hochwertig, dass er vererbt wird – eher finden wir ihn am Straßenrand, im Sperrmüll. Wenig nachhaltig ist das und wenig wertschätzend, wo doch kaum ein anderer Gegenstand so nah an uns heran kommt.

„Sitz richtig!?“ so lautet der Titel der Ausstellung – aber wie sitzen wir denn überhaupt richtig? Auch das ist eine Frage der Zeit und der guten Sitten. Früher war Kippeln am Tisch verboten, eine gerade Haltung Pflicht.

Ein Stuhl wie der berühmte „Lounge Chair“ von Ray und Charles Eames, der den Hocker zum Füße hochlegen gleich mitliefert, wäre im 19. Jahrhundert noch undenkbar gewesen.

Neben diesem Eames-Chair finden sich einige weitere berühmte Stühle in der Ausstellung, zum Beispiel der 1918 von Gerrit Thomas Rietveld entworfene rot-blaue Lehnstuhl, der als ein Musterbeispiel der avantgardistischen Kunstbewegung De Stijl gilt.

Bequem sieht er nicht aus, aber im Gegensatz zum „Sitzenden Stuhl“ von Timm Ulrichs wurde er damals noch als Gebrauchsgegenstand und nicht von vornherein als Kunstwerk konzipiert.

Heute steht bei der Entwicklung von Stühlen die Gesundheit im Fokus, denn „die alten und neuen Medien haben uns in den Stuhl gezwungen“, erklärt Schrieffers. Wir sitzen mehr als für uns gesund ist. Was erwarten wir also von unseren Stühlen? Wie wichtig ist uns Ästhetik, wie wichtig die Ergonomie und welchen nachhaltigen Materialien gehört die Zukunft? Auch hierfür will die Ausstellung den Blick schärfen.

Am Sonntag den 19. März, ab 14 Uhr, wird Prof. Eva Filter über Sitzexperimente und Stuhlprojekte an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe einen Vortrag halten.

Danach gibt es „Anmerkungen zum afrikanischen Stuhl“ von Dr. Cordula Fink und Ursula Thielemann wird an diesem Tag einen Workshop zum spielerischen Stuhlbau durchführen. Dann mal raus aus dem Sessel und auf ins Baukunstarchiv.

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Kulturort Depot - Haus 15.3 Immermannstraße 29 44147 Dortmund

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