Bei der Familienmetzgerei Zorn kommen echte Fleischschmecker deutschlandweit auf ihre Kosten. Sie bedient ihre Kunden nicht nur hinter der Theke, sondern auch online – mit der Online-Metzgerei Zornfleisch.de. Zu Besuch bei einer der ältesten Metzgerfamilien in Pforzheim.
Es ist 12 Uhr an einem sonnigen Mittwochmittag – Mittagspausenzeit. Entlang des großen grauen Gebäudekomplexes und dem roten Imbiss-Schild, unter dem ein kleines rosa Porzellanschwein sitzt, hat sich eine Menschenschlange gebildet. Ein großer Mann im schwarzen Anzug, zwei Herren mit gelben Bauhelmen sowie eine Frau mit einem langen schwarzen Wintermantel reden wild durcheinander und warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. "Zorn – Metzgerei, Imbiss, Großhandel, Catering" steht auf einem kleinen Schild neben dem heutigen Speiseplan: Schweinebraten mit Spätzle und buntem Gemüse.
Den würzigen Geruch der dunklen Bratensoße kann man schon von weitem riechen. Auch in der Metzgerei nebenan herrscht reges Treiben. Zwei Verkäuferinnen mit rot gestreiften Schürzen stehen hinter der Theke und bedienen die wartende Kundschaft. Rechts neben der Theke öffnet sich eine große weiße Tür mit rundem Fenster. Junior-Chef Axel Zorn tritt aus der Tür und grüßt mit einem herzlichen "Hereinspaziert".
Betritt man den Hinterraum der Metzgerei befindet man sich zunächst in einem etwa 40 qm großen Lagerraum, in dem es aufgrund der Kühlkammer nebenan, deutlich frischer ist. In der Mitte des Raumes stapeln sich rote Aufbewahrungskisten, in denen Fleisch und Wurst transportiert wird sowie weiße Kartons mit einer schwarzen Kuh auf der Vorderseite. "Hier ist die Idee für unseren Onlineshop entstanden", erzählt Axel.
Nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit hat 2017 der Onlineshop mit dem Namen Zornfleisch.de eröffnet. "Uns war es wichtig, dass der Name des Shops unseren Familiennamen enthält, denn ein Name verbindet jeder mit etwas persönlichem", erklärt der 27-Jährige stolz. Das Logo des Onlineshops stellt eine Kuh mit einem schwarzen Fingerabdruck dar. "Der Fingerabdruck steht für Individualität, genau wie der Onlineshop. Wenn wir etwas angehen, wollen wir es zu 100 Prozent richtig machen – mit höchster Qualität und Anspruch", betont der Junior-Chef.
Zur Produktpalette des Onlineshops gehören unter anderem Kaninchen aus dem Elsass, Lamm aus Neuseeland, Schweinefleisch von der bäuerlichen Erzeugungsgemeinschaft Schwäbisch Hall, Rindfleisch aus Südamerika, Kalb, Geflügel und Seafood. "Bei uns stimmt die Qualität und es ist für jeden Geschmack etwas dabei", sagt Axel. Alle Artikel der Familienmetzgerei obliegen hohen Qualitätsstandards, die sich auf Aussehen, Geschmack, Chargennachvollziehbarkeit und Konsistenz beziehen.
"Um die Qualität zu garantieren, versenden wir die Waren in ökologischen Zornfleisch.de Frischekartons mit recyclebaren Kühlakkus", ergänzt Heiko Waschke, der E-Commerce Manager, der am Etikettendrucker steht, um die zu versendende Ware auszuzeichnen. "Somit bieten wir unseren Kunden eine zuverlässige und gleichzeitig umweltverträgliche Versandlösung an", sagt Heiko.
"Der Ablauf ist immer der gleiche", erklärt Heiko, während er Bratwürste und hausgemachte Maultaschen in einen Karton legt. "Früh morgens bekommen Otto und Frank, unsere Metzger, eine Liste mit allen Bestellungen. Sie richten uns das Fleisch her, welches versendet werden soll". Er nimmt eine Lammhüfte aus einer roten Aufbewahrungskiste, legt sie auf die silberne Waage und tippt auf dem Bildschirm des Etikettendruckers die Produktnummer ein. Das Etikett mit der entsprechenden Grammzahl, der Produktbeschreibung sowie dem Preis klebt er auf die eingeschweißte rosa Lammhüfte. Als nächstes wird der Karton mit der entsprechenden Bestellung befüllt, mit den Kühlakkus versehen und zugeklebt.
Versendet wird deutschlandweit – insbesondere nach Berlin und Ostdeutschland. 60 Prozent sind Stammkunden und 40 Prozent Neukunden. "In der Regel ist Geflügel besonders beliebt aber am meisten verkaufen wir Tauben", berichtet Heiko lachend. "Das ist auch der Grund, wieso die Kunden zu uns kommen. Bei uns gibt es Produkte, die es anderswo nicht gibt."
Den 62-jährigen Metzgermeister Karl Zorn trifft man am ehesten in seinem Büro an. Dieses befindet sich zur rechten Hand des Lagerraumes. Durch ein Fenster, das etwa halb so groß ist wie die Tür, kann man einen Blick in das kleine Büro werfen. Auf dem Schreibtisch stapeln sich die bunten Aktenfächer. Sobald man das Büro betritt, fällt einem ein weißes Schild mit dem schwarzen Schriftzug "Hier geht es um die Wurst" ins Auge. "Hereinspaziert in die gute Stube", sagt Karl und nimmt auf seinem Drehstuhl Platz.
Angefangen hat alles mit der Familienmetzgerei im Herzen Pforzheims. Nach Kriegsende 1945 wurde die Schäferei der Eltern zum Haupterwerb der Familie, ehe Karl Zorn zu den Ursprüngen des Metzgerhandwerks zurückkehrte. Im Laufe von mehr als 20 Jahren entwickelte sich das Familienunternehmen zu einem der größten Fleischverarbeitungsbetriebe in Pforzheim und beschäftigt heute 18 Mitarbeiter.
Der Metzgermeister zeigt auf die Roadmap des Onlineshops, welche an einer großen Pinnwand befestigt ist. Den Aufbau des Onlineshops habe er sich viel leichter vorgestellt. "Am Eröffnungstag hatten wir keine einzige Bestellung – aber auch solche Erfahrungen gehören dazu", erinnert sich Karl. Im Vergleich wurden 2021 insgesamt 1120 Pakete verschickt. "Abläufe müssen sich stetig verbessern, denn wenn sich etwas verändert, ist es ein Zeichen, dass etwas lebt", meint der Geschäftsinhaber.
Karl kratzt sich am Hinterkopf und sagt: "Wir stehen gerade an einem interessanten Punkt – vor allem in Bezug auf die zukünftigen Mitarbeiter und den Verkauf. Welche Art von Mitarbeiter werden wir haben? Wie wird das Einkaufserlebnis der Zukunft aussehen? Wird es die klassische Theke noch geben? Wie werden Kassiervorgänge zukünftig ablaufen? Wir müssen jetzt schon gut gerüstet sein und uns Gedanken machen."
Mittlerweile ist es Spätnachmittag, die Sonne geht langsam unter. Die letzten Pakete sind gepackt. Gleich kommt der Paketzusteller und bringt den Kunden ihre Bestellungen. "Dann schicken wir unsere Tauben mal auf die Reise", sagt Heiko und lächelt zufrieden.
Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Reportage-Projekts des Master-Studiengangs Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation an der Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt entstanden. Die Deutsche Handwerks Zeitung ist Kooperationspartner für dieses Seminar.
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